Michelle Becka

Interkulturalität im Denken Raúl Fornet-Betancourts

Verlag Traugott Bautz GmbH, Nordhausen 2007, pagine 138, euro 10, ISBN: 978-3-88309-215-7

"Interkulturalität im Denken von Raúl Fornet-Betancourts" - das ist ein Titel, der ohne Schnörkel anzeigt, worum es in diesem Buch geht. Er ist aber auch eine Tautologie, denn Raúl Fornet-Betancourts Denken ist interkulturell. Zwar stellt er sich Interkulturalität auch als Thema, denkt und erklärt sie. Wichtiger ist jedoch, daß er die Interkulturalität praktiziert. Sie wird zur Form des Philosophierens, zur kritischen Haltung und zum Blickwinkel, von dem aus gesellschaftliche und philosophische Fragestellungen analysiert und diskutiert werden.
Interkulturelle Philosophie, wie Fornet-Betancourt sie entwickelt, ist eine Philosophie der Kontexte: Sie nimmt den Kontext wahr, in dem sie steht: ihre Wurzeln und ihre Grenzen, und setzt sich dazu in Beziehung. Aus der Kontextgebundenheit tritt sie in Kontakt zu anderen Kontexten - ein spannendes Projekt des Dialogs entsteht, das Perspektiven eröffnet, zur Neubestimmung von Begriffen führt und ein gleichberechtigtes Miteinander von Menschen - und von Kulturen - zum Ziel hat. Leitprinzip der Interkulturalität bei Fornet-Betancourt ist deshalb immer die Gerechtigkeit.
Interkulturelles Denken bei Raúl Fornet-Betancourt ist kritisch, konkret - und lohnt entdeckt zu werden. Das unternimmt dieses Buch: es stellt dar, zeigt Entwicklungen auf, arbeitet Besonderheiten heraus, sucht Stärken und Grenzen und lädt zum Weiterlesen - und Weiterdenken - ein!

Michelle Becka, geboren 1972, studierte in Tübingen und Cochabamba, Bolivien, und ist Doktorin der Theologie. Sie arbeitet am Lehrstuhl für Theologische Ethik am Fachbereich Katholische Theologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Grundfragen der Ethik, Politische Ethik, Interkulturalität und lateinamerikanische Theologie.